Der weltbeste Flughafen will sich verdoppeln. Changi Airport in der südostasiatischen Metropole Singapur ist zum vierten Mal in Folge von mehr als 13,23 Millionen Fluggästen zum besten Flughafen der Welt gewählt worden, München folgt als einziger deutscher Flughafen unter den ersten Zehn auf Rang drei. Die Singapurer aber haben Großes vor: Sie wollen ihren Flughafen verdoppeln. Wer auf einer der drei Rollbahnen abhebt, sieht schon jetzt den riesigen Bauplatz.
Noch hat Changi – anders als seine umliegenden Flughäfen in Bangkok oder Jakarta – ausreichend Kapazität. In Singapur wurden im vergangenen Jahr 55,5 Millionen Fluggäste abgefertigt, ausgelegt ist der Flughafen aber auf 66 Millionen Gäste.
Singapur aber wäre nicht das Preußen Asiens, würden die Planer nicht vorausdenken. Angesichts eines vom Branchenverband International Air Transport Association (IATA) erwarteten Wachstums des zivilen Luftverkehrs von durchschnittlich fünf Prozent über zwei Jahrzehnte in Asien-Pazifik handelt der reiche Stadtstaat nur vernünftig.
Die Nachbarflughäfen werden wohl länger brauchen: Sowohl in Bangkok wie in Jakarta – das Singapurs wichtigstes Verbindungsziel ist, zudem die Lufthansa ihren weiterführenden Flug aus dem Inselstaat aber gestrichen hat – platzen aus allen Nähten. Zudem hat IATA-Chef Tony Tyler gerade vor Sicherheitsmängeln auf dem Flughafen Bangkok gewarnt: „Mit mehr als 50 Millionen Fluggästen jährlich ist Bangkoks Suvarnabhumi Airport einer der größten der Welt. Aber es gibt mehrere Problem, die gelöst werden müssen.“
Zum einen gebe es weiche Stellen auf dem Flugfeld. Zum anderen sei der Flughafen nur für 45 Millionen Fluggäste ausgelegt, fertige derzeit aber 52 Millionen ab. Und der Verkehr wachse um 10 Prozent jährlich.
Auch hier sieht Singapur seine Chance, durch hohe Qualität und gute Sicherheitsstandards der Konkurrenz Geschäft abzujagen. Dafür nimmt der Stadtstaat Milliarden von Dollar in die Hand. In der ersten Ausbauphase hat die Regierung 3 Milliarden Singapur Dollar (1,96 Milliarden Euro) für Changi bereitgestellt. Bis 2020 soll der bestehende Flughafen schlicht über eine existierende Straße in der Mitte gespiegelt werden.
Auf dem Meer abgerungenen 1080 Hektar entsteht mit Terminal 5 praktisch ein zweiter Flughafen, genannt Changi East. Mit seiner zunächst geplanten zusätzlichen Kapazität von 50 Millionen Fluggästen wird Changi insgesamt dann ab 2025 in der Lage sein, 135 Millionen Gäste zu empfangen und auszusenden.
Zum Vergleich: Der größte deutsche Flughafen, Frankfurt, will bis 2021 seine Auslastung auf 73 Millionen Passagiere hochschrauben. „Wir sind hier sehr glücklich, dass wir nicht die politischen Herausforderungen haben, die Frankfurt oder London Heathrow bei einem Ausbau bestehen müssen“, heißt es beim Flughafenbetreiber. Zumal der Verkehr zu weiten Teilen nach dem Start über das Meer gelenkt wird.
Er wird dramatisch zunehmen: Aus derzeit knapp 350.000 Starts und Landungen sollen gegen Ende des nächsten Jahrzehnts rund 700.000 werden. Bislang macht die Heimatfluglinie Singapore Airlines mit ihren Tochtergesellschaften wie Silk Air, Scoot oder Tiger Airways rund die Hälfte des Verkehrs aus.
Grundlage der Erweiterung ist eine neue, dritte Landebahn. Sie wird durch die Verlängerung einer bestehenden Landebahn für Luftwaffen-Maschinen von 2,8 auf 4 Kilometer gebaut. Hinzu kommen fast 40 Kilometer Verbindungsstraße (Taxiways) für die Flugzeuge, um eine der dann drei Start- und Landebahnen oder eines der dann fünf Terminals anzusteuern.
Doch schon vor der Vollendung dieses Planes wächst Changi rasch: Im nächsten Jahr wird Terminal 4 eröffnet werden. Damit steigt die Kapazität Changis auf 82 Millionen Passagiere. T4 ersetzt das frühere Terminal für Billigfluglinien, das sich nicht bewährt hat, weil die Kosteneinsparungen zu gering waren und die Fluggäste mehr von Changi erwarteten – auch wenn sie zum Niedrigpreis buchen.
Es wird 27 Fußballfelder messen und bis zu 16 Millionen Passagiere abfertigen. Der Einzelhandel dort wird in Geschäften angesiedelt, deren Fassaden im Stil der alten chinesisch-malaiischen Handelshäuser gebaut sind. Terminal 4 wird zum Testlauf für Terminal 5 – es soll so weit als möglich mit automatisierten Abläufen wie Gesichtserkennung, automatischem Check-In und eigener Gepäckabgabe laufen. Die einzigen Menschen, die mit den Fluggästen in Kontakt kommen, sind die Sicherheitskräfte, die das Handgepäck prüfen. Denn Changi will keinesfalls die Zahl seiner derzeit gut 40.000 Mitarbeiter so verdoppeln, wie den Flughafen.
Es wird 27 Fußballfelder messen und bis zu 16 Millionen Passagiere abfertigen. Der Einzelhandel dort wird in Geschäften angesiedelt, deren Fassaden im Stil der alten chinesisch-malaiischen Handelshäuser gebaut sind. Terminal 4 wird zum Testlauf für Terminal 5 – es soll so weit als möglich mit automatisierten Abläufen wie Gesichtserkennung, automatischem Check-In und eigener Gepäckabgabe laufen. Die einzigen Menschen, die mit den Fluggästen in Kontakt kommen, sind die Sicherheitskräfte, die das Handgepäck prüfen. Denn Changi will keinesfalls die Zahl seiner derzeit gut 40.000 Mitarbeiter so verdoppeln, wie den Flughafen.
2019 wird dann der Einkaufs- und Unterhaltungskomplex Jewel Changi Airport eröffnet werden. Gezeichnet von Architekt Moshe Safdie, der schon das Marina Bay Sands mit seinem weltberühmten Dachpool in Singapur gebaut hat, soll es auf fünf überirdischen und fünf unterirdischen Stockwerken Geschäfte, aber auch den fünfstöckigen Tropengarten Forest Valley und den welthöchsten Wasserfall in einem Gebäude präsentieren.
Derzeit wickelt der Flughafen durchschnittlich einen Flug alle 90 Sekunden ab. Mehr als hundert Fluggesellschaften steuern von hier gut 320 Zielorte an – dabei sind Indonesien, Malaysia, Thailand, Australien und China die fünf wichtigsten Länder. 39 Millionen Stück Handgepäck werden im Jahr überprüft, und 1,9 Millionen Tonnen Fracht verladen. Immer weiter konzentriert sich der Flughafen auf das Nischengeschäft: Etwa den Transport von Rennpferden, Arzneimittel oder Kühlfracht.
Bildquelle
- Changi Airport-Terminal 1 – Aerial-klein: Changi Airport Singapore